Die aktuelle Grammatik der Schule beinhaltet den Primat der summativen Rückmeldung: am Ende jedes Themas gibt es eine summative Rückmeldung über den Lernstand der Lernenden, wofür in der Vorbereitung und in der Korrektur viel Energie verwendet wird. Verbesserungen sind kaum mehr möglich, über den Lernprozess wird wenig gesprochen. Der Wechsel zum «Primat der formativen Rückmeldung», bei welchem im Dialog Lernprozesse gemeinsam gestaltet wird, ist dringend notwendig, um die Grammatik der Schule zu verändern. In dieser Episode unterhalten wir uns über die Definition von summativer und formativem Feedback und wie formative Rückmeldungen in der Schule heute gelebt werden können.
Die formative Rückmeldung ist gemäss Lehrplan 21 ein Auftrag an die Volksschule:
Die Schülerinnen und Schüler erhalten im Unterricht ermutigende und aufbauende Rückmeldungen, die sie beim Kompetenzerwerb und in ihrem Lernprozess unterstützen. Diese formativen Rückmeldungen sollen für die einzelnen Lernenden informativ sein, Aspekte der Selbstbeurteilung und des Lernens in der Gruppe aufnehmen und förderorientierte Hinweise zur Weiterarbeit enthalten.
Häufig ist die Menge der fachlichen Kompetenzen oder ein vermeintlicher «Stoffdruck» ein grosses Hindernis für die Umsetzung neuer Strukturen zur Schaffung von Gefässen für formative Rückmeldungen. Dafür stellt der Lehrplan 21 unter «Organisation des Unterrichts» eine Möglichkeit zur Verfügung:
Weitere Informationen zur Grundlage unserer Reihe «Grammatik der Schule» lassen sich im Artikel «Disruptive Innovation!» nachlesen. Ein Auszug aus dem Fazit bringt es schön auf den Punkt:
Die Corona-Pandemie zeigt mit größerer Wucht als je zuvor: Die „Grammatik der deutschen Schulen“ ist heute nicht mehr zeitgemäß, um alle Schüler*innen auf ein erfolgreiches Leben in der digitalen Wissensgesellschaft vorzubereiten.
Grammatik der Schule bezeichnet die in der Volksschule implizit enthaltenen Haltungen und Strukturen, die innere Systemlogik. Die aktuelle Grammatik wurde durch die Industrialisierung stark geprägt. Noch immer ist ein Transmissionsmodell vorherrschend, in welchem die Lehrperson das Wissen hat und dieses an die Lernenden weitergibt. Dazu ist die Schule ganz auf die summative Beurteilung und damit verbunden die Notengebung ausgerichtet.
Die Corona-Krise hat eindrücklich verdeutlicht, dass die Grammatik der Schule heute an ihre Grenzen stösst, den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anforderungen an das Schulsystem zu genügen. Im Podcast «Wie die Pandemie die „Grammatik der Schule“ verändert» von Britta Klopsch und Anne Sliwka zeigen die beiden Professorinnen, wie die Organisationslogik verändert werden müsste, um den Anforderungen der Wissensgesellschaft zu entsprechen.
In dieser Folge sprechen Andreas Brugger und Simon Häusermann über das erste Themenfeld «Kooperative Professionalität» und versuchen anhand persönlicher Erfahrungen und Geschichten zu ergründen, wie eine Zusammenarbeit gelingen kann, die mehr Energie gibt, als sie kostet.
Das gemeinsame Werkeln im ePortfolio verbindet uns beide nun schon seit einigen Jahren. Als Lerntandem unterstützen wir uns gegenseitig bei unseren Lernprozessen. Grund genug, das ePortfolio in einer eigenen Folge zu beleuchten.
Im Gespräch über unser Verständnis von Portfolios versuchen wir Punkte zu identifizieren, welche das Führen eines ePortfolios für uns besonders wertvoll machen. In der zweiten Gesprächshälfte versuchen wir so konkret wie möglich darauf einzugehen, wie die Arbeit mit einem Portfolio in der Schule gelingen kann. Wie bereits in früheren Gesprächen sehen wir bei der Haltung der Lehrperson eine besondere Bedeutung.
Ganz nach dem Motto «Machen ist wie wollen, nur krasser» teilen wir eine Ressource als «Starthilfe für das eigene Portfolio» aus unserem persönlichen ePortfolio.
Der diesmal etwas länger geratene Podcast beinhaltet die folgenden Themen:
0:00 – 1.30 Intro
1:30 – 16:00 Verständnis ePortfolio
16.00 – 25:00 Unsere Art mit ePortfolios zu lernen
Nach der zweiten Episode hat uns viel Feedback erreicht: Ermutigungen, kritische Fragen und Verbesserungsvorschläge. Dies hat uns zu dieser neuen Folge inspiriert.
Die Strukturen der Volksschule sitzen tief. Die Abweichung von Lektionen, Fächern, Prüfungen und Noten wird häufig gleichgesetzt mit Willkür und Laissez-fair. Wir zeigen mit dem Modell von Martinek, welches wir aus den Büchern von Heidi Gehrig kennen, dass die Übertragung der Kontrolle, der Verantwortung auf die Lernenden bei hoher Struktur zu Autonomie führen kann.
Lange haben wir überlegt, ob wir diese Episode veröffentlichen sollen – nun haben wir es doch getan. An einem Produktions-Freitagabend nach einer intensiven Arbeitswoche erlebten wir hautnah, wie komplex das Thema Schulentwicklung und unser eigener Anspruch an die Aufbereitung sind. Zudem auch, dass wir noch viel bezüglich der Produktion eines Podcasts lernen dürfen. Da unsere eigene Haltung gegenüber dem Lernen eben auch das Zulassen und Zeigen dieser Verletzlichkeit und Unvollkommenheit im Lernprozess beinhaltet, machen wir diesen Prozess sichtbar und publizieren die Folge.
In einer Diskussion stiess ich wieder einmal auf die Unschärfe des Begriffs «Selbstorganisiertes Lernen». Während es für die einen eine zentrale Kompetenz für das lebenslange Lernen ist, verstehen andere darunter eine Methode, die in Lernlandschaften angewendet wird und dazu neigt, viele Lernende zu überfordern.
In unserem ersten Podcast reden Andi Brugger und Simon Häusermann über Haltungen und zeigen an zwei einfachen Beispielen, wie wir selbst entscheiden können, wie wir den Lernenden im Unterricht begegnen.
Beispiel 1: Haltung im Zusammenhang mit Pausenkultur
Beispiel 2: Haltung im Zusammenhang mit Elterngesprächen
Shownotes:
Der Gitarrenverstärker – Blogpost von Jöran Muus-Merholz