Gedankenspiel 001 – Die Schule und die Noten

Einige möchten die Noten abschaffen, viele halten sie für unverzichtbar. Ein paar Gedanken von Simon Häusermann dazu in unserem neuen Format: Gedankenspiel.

7 thoughts on “Gedankenspiel 001 – Die Schule und die Noten”

  1. Also der Fall ist klar: ich bin unheimlich froh, muss ich dir, respektive deinem Produkt keine Note geben Simon. Stell dir vor, eine 6 würde nie und nimmer dem gerecht werden, was ich nun mit Worten versuche zu beschreiben.

    Deine Art, die verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, sie zu ergründen, frei von Bewertung und dennoch so persönlich: das ist in meinen Ohren grossartig.

    Und du schaffst es so, das kritische Hinterfragen meiner Bilder dazu anzuregen. Und ich bin versucht eigene strukturelle Kopplung zu entwickeln zwischen den verschiedenen Dimensionen respektive Systemen. Spannend empfinde ich dies. Reizvoll. Bin gespannt, was sich da bei mir zeigen mag.

    Danke dir vielmals. Und du lieferst mir wieder Inspiration für meine Arbeit… Stell mir dies sehr lernwirksam vor, das was du tust: kreativ ein Produkt erstellen, dieses teilen und dabei lernen. Lernen in einen Kultur der Digitalität. Ein Modell bist du dafür. Danke!

  2. Lieber Simon
    Du sagst, im Lehrplan steht, dass 80% der Unterrichtszeit zur Erarbeitung der Kompetenzen verwendet werden müssen. Also wären 20% frei für Module, die von Lernenden individuell genutzt werden könnten. Und auch, dass der Unterricht auf Basics der Kulturtechniken reduziert werden könnte, um Freiraum zu schaffen für solche individuellen Lernzeiten.
    Ich finde, das wäre ein Riesenschritt in die richtige Richtung. Ein Schritt, der einiges an Umdenken und Umorganisation bedingt, aber ein enormer Fortschritt wäre.
    Dazu aber eine Frage zur konkreten Umsetzung: Die Anzahl Wochen- resp. Jahres-Lektionen der einzelnen Fächer ist im Lehrplan vorgegeben. Das verhindert doch in der Realität eine Alternative zur Arbeit an verbindlichem Schulstoff. Woher die Ressourcen nehmen für 20% Unterrichtszeit in freiwilligen Modulen während Kurswochen? Und wenn man die individuelle Arbeitszeit in das Raster der Wochenlektionen legen möchte, wie schafft man die von dir erwähnte Reduktion auf die Basics, wenn die Kompetenzen im Lehrplan dennoch von allen erreicht werden sollen?
    Wie kann man erste Schritte in die von dir aufgezeigte Richtung gehen, ohne gegen den erst kürzlich eingeführten neuen Lehrplan kämpfen zu müssen?
    Hast du hierzu Ideen? Die Formulierung der Kompetenzen eigenmächtig kreativ umdeuten?

    1. Lieber Christof, das Argument der zu erreichenden Kompetenzen ist berechtigt und wird oft genannt. Ich würde erstens die Frage entgegenstellen, ob es irgend eine Lehrperson schafft, alle Lehrplankompetenzen zu vermitteln. Ich kenne bisher keine. Zudem würde ich den Begriff „erreichen“ hinterfragen. Wenn alle Lehrplankompetenzen erreicht würden, so liesse sich dies Ende dritter Sek leicht überprüfen. Wir würde dabei feststellen, dass „Stoff“ behandeln und Kompetenzen erreichen nicht übereinstimmen. Und bei Jahrhangsklassen und vorwissenumabängigem Unterricht dürft einzig das „durchnehmen“ realsitisch sein. Es gibt aktuell bestimmte Anschluss- oder Selektionsfächer. Das sind Mathe, Deutsch und Englisch. Diese wichtigen Kulturtechniken sollen weiterhin wichtig bleiben (wenn auch nach Möglichkeit individualisierter). Bei allen anderen Fächern gibt es ganz viel Freitaum, den aktuell die Lehrpersonen für ihre Interessen nutzen. Diesen Freiraum würde ich den Schüler:innen übergeben. Im übrigen ist der Lehrplan so umfassend, dass es kaum Interessen der Lernenden gibt, die sich nicht im Lehrpan verorten. Dies alles wäre vollkommen im Sinne des Lehrplans umsetzbar.

    2. Lieber Christof
      Vielen Dank für deine Gedanken, deine Fragen.

      Einfach noch als Ergänzung zu Simons Antwort:
      Beim Arbeiten und Lernen an bedeutsamen und singstiftenden Projekten bauen die Schülerinnen und Schüler auch ganz viele der Kompetenzen, die im LP21 aufgeführt und in Wochenlektionen dotiert sind, auf.
      Also immer wieder das Lernen sichtbar machen und dann nach Brücken zu den verschiedenen Kompetenzbereichen suchen.
      Herzliche Grüsse, Andi

  3. Vielen Dank euch zwei für eure Antworten.
    Wir haben an unserer Schule (Sek I in Baden) grad in einem Grüppli begonnen, «Schule ohne Noten» von Nölte/ Wampfler zu diskutieren. Zudem bin ich immer wieder am Nachdenken, wie man den Unterricht – in meinem Fall TTG – möglichst weit individualisieren kann. Träumen tu ich generell von einer Schule mit modulartigem kursorischem Unterricht oder auch konkret für mein Fach alle Lektionen eines Jahres in einem dreiwöchigen Kurs abzuhalten. Ich bin gespannt, wohin mich der Weg schlussendlich führt.
    Ich bin eben erst auf euren Podcast gestossen und freue mich darauf, all die Sendungen nachzuhören. Tausend Dank für eure wertvolle Arbeit!

    1. Gern geschehen Christof und gleichzeitig danke dir, für das Teilen deiner Gedanken sowie das wohlwollende Feedback.
      Ja, das Buch «Schule ohne Noten» hat einige Perlen drin, selbst wenn man noch Noten hat. Alternative Prüfungsformate, wie man den Fokus auf das Formative setzen kann zum Beispiel.
      Deine Gedanken des Bündels von Wochenlektionen in einer oder mehreren Wochen kenne ich auch. An meiner letzten Station in einer Sek haben wir versucht, dies dann auch fächerverbindend zu gestalten, dann hast du noch mehr Power in Form von Lektionen und auch Lehrpersonen, die sich daran beteiligen können. Weisst du, was ich meine?
      Ich freue mich darauf, wenn du dich hier wiedermal meldest und wünsch dir viel Freude beim Reinhören in den anderen Episoden.

      Herzliche Grüsse, Andi

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